Donnerstag, 10. Januar 2008

Dialog mit dem höflichen Klugscheißer der Nation (Nein, nicht der kleine Nils..) Viel schlimmer!

(In eigener Sache: Es kann vorkommen, dass diese Geschichte
im InternetExplorer nicht richtig angezeigt wird.
Das ist nicht von mir gewollt, das ist ein Problem von IE;
ich persönlich rate zum FireFox-Browser, der kennt die
Web-Standards und unterstützt diese auch nach dem W3C.
Für den IE habe ich extra den Dialog eingefärbt, damit man
ihn auch folgen kann.)



Erinnert ihr euch an dem Film "Der kleine Lord" der immer
so an Weihnachten ins Fernsehen kommt?

Dieser kleine Klugscheisser mit Ideendurchfall bestehend
aus Höflichkeit und nervenden Fragen?

GENAU,
und jetzt stellt Euch diesen Film in der Neuzeit vor.

Hier ein kleiner möglicher Dialog,
wie er heute zwischen Sohn und Vater ablaufen könnte:


F: Du, Papa, Warum mußten wir den Irak angreifen?

A: Weil sie Massenvernichtungswaffen hatten.

F: Aber die Inspektoren haben keine
Massenvernichtungswaffen gefunden.

A: Weil die Iraker sie versteckt haben.

F: Und deshalb haben wir den Irak erobert?

A: Ja. Eroberungen funktionieren immer
besser als Inspektionen.

F: Aber nachdem wir ihn erobert hatten
haben wir immer noch keine
Massenvernichtungswaffen gefunden,
oder?

A: Weil die Waffen so gut versteckt
sind. Mach Dir keine Sorgen, wir werden
etwas finden, vermutlich kurz vor
den Wahlen in 2004.

F: Warum wollte der Irak die ganzen
Massenvernichtungswaffen haben?

A: Um sie im Krieg zu benutzen, Dummerchen.

F: Ich bin verwirrt. Wenn sie all diese
Waffen hatten, die sie im Krieg benutzen
wollten, warum haben sie die Waffen nicht
benutzt, als wir mit ihnen Krieg hatten?

A: Nun, offensichtlich wollten sie nicht,
daß irgendjemand weiß, daß sie diese Waffen
haben und so entschlossen sie sich, lieber
zu tausenden zu sterben als sich zu verteidigen.

F: Das macht keinen Sinn. Warum sollten sie
sich entschließen zu sterben wenn sie doch all
diese großen Waffen hatten, mit denen sie sich
hätten wehren können?

A: Es ist eine andere Kultur.
Es muß keinen Sinn machen.

F: Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich
glaube nicht, daß sie irgendwelche von den
Waffen hatten, von denen unsere Regierung
sagte, daß sie sie hatten.

A: Naja, weißt Du, es ist nicht wichtig,
ob sie die Waffen hatten. Wir hatten einen
anderen guten Grund, sie anzugreifen.

F: Und was war das?

A: Selbst wenn der Irak keine Massenvernichtungswaffen
hatte, war Saddam Hussein ein böser Diktator,
was auch ein guter Grund ist, ein anderes Land anzugreifen.

F: Warum? Was tut ein böser Diktator,
daß es richtig ist, sein Land anzugreifen?

A: Naja, unter anderem hat er sein eigenes
Volk gefoltert.

F: So wie sie es in China machen?

A: Vergleich China nicht mit dem Irak.
China ist ein guter wirtschaftlicher Konkurrent,
wo Millionen von Leuten zu Sklavenlöhnen
in Sweatshops arbeiten, um US-Firmen reicher zu machen.

F: Wenn also ein Land seine Leute zum Gewinn
amerikanischer Firmen ausbeutet ist es ein gutes Land,
auch wenn es sein Volk foltert?

A: Richtig.

F: Warum wurden die Leute im Irak gefoltert?

A: Größtenteils für politische Verbrechen,
wie die Regierung zu kritisieren. Leute,
die im Irak die Regierung kritisiert haben,
wurden ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.

F: Ist das nicht genau das, was in China passiert?

A: Ich hab's Dir doch gesagt, China ist etwas anderes.

F: Was ist der Unterschied zwischen China und dem Irak?

A: Naja, unter anderem wurde der Irak von
der Baath-Partei beherrscht, wogegen
China kommunistisch ist.

F: Hast Du mir nicht mal gesagt, daß Kommunisten böse sind?

A: Nein, nur kubanische Kommunisten sind böse.

F: Wie sind die kubanischen Kommunisten böse?

A: Naja, unter anderem werden Leute,
die die kubanische Regierung kritisieren,
ins Gefängnis gesteckt und gefoltert.

F: Wie im Irak?

A: Genau.

F: Und wie auch in China?

A: Wie ich schon sagte: China ist ein
guter wirtschaftlicher Konkurrent,
Kuba andererseits ist das nicht.

F: Wie kommt es, daß Kuba kein guter
wirtschaftlicher Konkurrent ist?

A: Naja, weißt Du, damals in den 60ern
erließ unsere Regierung einige Gesetze,
die es für Amerikaner illegal machten,
mit Kuba Handel zu treiben oder Geschäfte
zu machen bis sie keine Kommunisten mehr
sind und Kapitalisten wie wir sind.

F: Aber wenn wir diese Gesetze loswerden
würden, Handel mit Kuba treiben würden und
Geschäfte mit ihnen machen würden, würde das
den Kubanern nicht helfen, Kapitalisten
zu werden?

A: Sei kein Klugscheisser.

F: Ich dachte nicht, daß ich einer bin.

A: Naja, egal, sie haben auch keine
Religionsfreiheit auf Kuba.

F: So wie in China mit der Falun-Gong-Bewegung?

A: Ich hab Dir schon mal gesagt: hör auf,
schlecht über China zu reden. Auf jeden
Fall ist Saddam Hussein durch einen Militärputsch
an die Macht gekommen, er ist also sowieso
gar kein rechtmäßiger Führer.

F. Was ist ein Militärputsch?

A: Das ist, wenn ein Militärgeneral die Regierungsgewalt
eines Landes mit Gewalt übernimmt,
statt mit Wahlen, wie wir es in den USA machen.

F: Ist nicht der Führer von Pakistan
durch einen Militärputsch an die Macht gekommen?

A: Du meinst General Pervez Musharraf?
Äh, ja, ist er, aber Pakistan ist unser Freund.

F: Warum ist Pakistan unser Freund wenn
sein Führer nicht rechtmäßig ist?

A: Ich habe nie gesagt, daß Pervez
Musharraf nicht rechtmäßig ist.

F: Hast Du nicht gesagt, daß ein Militärgeneral,
der an die Macht kommt, indem er die rechtmäßige
Regierung eines Landes mit Gewalt umstößt, ein 
nicht rechtmäßiger Führer ist?

A: Nur Saddam Hussein. Pervez Musharraf ist
unser Freund weil er uns geholfen hat,
Afghanistan anzugreifen.

F: Warum haben wir Afghanistan angegriffen?

A: Wegen dem, was sie uns am 11. September angetan haben.

F: Was hat Afghanistan uns am 11. September angetan?

A: Nun, am 11. September haben 19 Männer
- fünfzehn von ihnen aus Saudi-Arabien
- vier unserer Flugzeuge entführt und
sie in Gebäude in New York und Washington
geflogen und dabei 4.000 Menschen getötet.

F: Und was hat Afghanistan dabei gemacht?

A: In Afghanistan wurden diese bösen Menschen
trainiert, unter der unterdrückenden Macht der Taliban.

F: Sind die Taliban nicht diese bösen radikalen
Islamisten, die Menschen Hände und Köpfe abgehackt haben?

A: Ja, genau die. Nicht nur, daß sie Menschen
Hände und Köpfe abgehackt haben,
sie haben auch Frauen unterdrückt.

F: Hat die Bush-Regierung den Taliban im
Mai 2001 nicht 43 Millionen US-Dollar gegeben?

A: Ja, aber das war eine Belohnung,
weil sie so erfolgreich
gegen die Drogen vorgegangen waren.

F: Gegen die Drogen vorgegangen?

A: Ja, die Taliban waren sehr hilfreich,
die Opiumproduktion zu stoppen.

F: Wie haben sie das so gut hinbekommen?

A: Ganz einfach. Wenn Leute dabei erwischt wurden,
Opium anzubauen, haben die Taliban ihnen ihre Hände
und ihren Kopf abgehackt.

F: Wenn sie Taliban Menschen die Hände und den
Kopf abgehackt haben, weil sie Pflanzen angebaut
haben war das also in Ordnung, aber nicht, wenn
sie den Leuten aus anderen Gründen
die Hände und den Kopf abgehackt haben?

A: Genau. Es ist für uns in Ordnung,
wenn radikale islamistische Fundamentalisten Leuten
die Hände abhacken weil sie Pflanzen angebaut haben,
aber es ist böse, wenn sie den Leuten die Hände abhacken,
weil sie Brot gestohlen haben.

F: Hacken sie den Leuten in Saudi-Arabien nicht
auch die Hände und die Köpfe ab?

A: Das ist was anderes. Afghanistan wurde von
einem tyrannischen Patriarchat regiert,
das Frauen unterdrückt hat und sie gezwungen hat,
in der Öffentlichkeit Burkas zu tragen,
mit Steinigung als Strafe für die Frauen,
falls sie nicht gehorchten.

F: Müssen saudische Frauen in der
Öffentlichkeit nicht auch Burkas tragen?

A: Nein, saudische Frauen tragen nur
eine tradionelle islamische Körperbedeckung.

F: Was ist der Unterschied?

A: Die traditionelle islamische Körperbedeckung,
wie sie von saudischen Frauen getragen wird,
ist ein züchtiges und doch elegantes Kleidungsstück,
das den ganzen weiblichen Körper außer den Augen und
den Fingern bedeckt. Die Burka, auf der anderen Seite,
ist ein böses Werkzeug der patriarchalen Unterdrückung,
das den ganzen weiblichen Körper außer den Augen
und den Fingern bedeckt.

F: Das hört sich wie die gleiche Sache mit
verschiedenen Namen an.

A: Naja, Du kannst Saudi-Arabien nicht mit
Afghanistan vergleichen. Die Saudis sind unsere Freunde.

F: Aber, ich dachte, 15 der 19 Flugzeugentführer
vom 11. September kamen aus 
Saudi-Arabien.

A: Ja, aber sie haben in Afghanistan trainiert.

F: Wer hat sie trainiert?

A: Ein sehr böser Mann mit dem Namen Osama bin Laden.

F: War er aus Afghanistan?

A: Äh, nein, er kommt auch aus Saudi-Arabien.
Aber er ist ein böser, ein sehr böser Mann.

F: Ich glaube, ich erinnere mich,
daß er mal unser Freund war.

A: Nur als wir ihm und seinen Mujahideen
in den 80ern geholfen haben, die sowjetische
Invasion in Afghanistan zurückzuschlagen.

F: Wer waren die Sowjets? War das das böse
kommunistische Imperium,
von dem Ronald Reagan gesprochen hat?

A: Es gibt keine Sowjets mehr. Die Sowjetunion
hat sich 1990 oder so aufgelöst und jetzt haben
sie Wahlen und Kapitalismus wie wir.
Wir nennen sie jetzt Russen.

F: Die Sowjets - ich meine die Russen
- sind jetzt also unsere Freunde?

A: Naja, nicht wirklich. Weißt Du, sie waren viele
Jahre unsere Freunde, nachdem sie aufgehört hatte,
Sowjets zu sein, aber dann entschieden sie sich,
unseren Angriff auf den Irak nicht zu unterstützen
und jetzt sind wir wütend auf sie. Wir sind auch
wütend auf die Franzosen und die Deutschen
weil sie uns auch nicht geholfen haben.

F: Die Franzosen und die Deutschen sind also auch böse?

A: Nicht wirklich böse, aber schlecht genug,
daß wir 'French fries' und 'French Toast' in
'Freedom Fries' und 'Freedom Toast' umbenennen mußten.

F: Benennen wir immer Lebensmittel um,
wenn ein Land nicht tut, was wir von 
ihm wollen?

A: Nein, das machen wir nur bei unseren
Freunden. Unsere Feinde greifen wir an.

F: Aber war der Irak nicht in den 80ern unser Freund?

A: Naja, schon, eine Zeit lang.

F: War Saddam Hussein damals schon Führer des Iraks?

A: Ja, aber zu der Zeit hat er gegen den
Iran gekämpft, was ihn zeitweise zu unserem
Freund gemacht hat.

F: Wieso hat ihn das zu unserem Freund gemacht?

A: Weil zu der Zeit der Iran unser Feind war.

F: Hat er zu der Zeit nicht die Kurden vergast?

A: Ja, aber da er zu der Zeit gegen den
Iran gekämpft hat, haben wir weggeschaut,
um ihm zu zeigen, daß wir sein Freund sind.

F: Also wird jeder, der gegen unsere Feinde
kämpft, automatisch unser Freund?

A: Größtenteils, ja.

F: Und jeder, der gegen unsere Freunde
kämpft wird automatisch unser Feind?

A: Manchmal stimmt das auch. Wenn amerikanische
Firmen aber daran verdienen können, beide Seiten
mit Waffen zu beliefern, umso besser.

F: Warum?

A: Weil Krieg gut für die Wirtschaft ist,
was bedeutet, daß Krieg gut für Amerika ist.
Und da Gott auf der Seite Amerikas ist,
ist jeder Kriegsgegner ein
unamerikanischer Kommunist.
Verstehst Du jetzt,
warum wir den Irak angegriffen haben?

F: Ich glaube. Wir haben sie angegriffen,
weil Gott wollte, das wir es tun, richtig?

A: Ja.

F: Aber woher wußten wir, daß Gott will,
daß wir den Irak angreifen?

A: Nun, weißt Du, Gott spricht direkt zu
George W. Bush und sagt ihm, was er tun soll.

F: Im Endeffekt sagst Du also, daß wir den Irak
angegriffen haben, weil George W. Bush Stimmen hört?

A: Ja! Endlich hast Du verstanden,
wie die Welt funktioniert.
Jetzt mach Deine Augen zu,
mach's Dir bequem und schlaf. Gute Nacht.

F: Gute Nacht, Papa.


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